Der Einfluss des Stallklimas auf Tierwohl und Effizienz

Ob Rind, Schwein oder Geflügel – der weltweite Fleischkonsum steigt kontinuierlich. Auch der Kuhmilchverbrauch nimmt global betrachtet zu. Umso wichtiger ist es, die entsprechenden Produktionsschritte tierwohlgerecht und nachhaltig zu gestalten. Und das beginnt schon im Stall. Ein gesundes Stallklima ist weit mehr als nur „frische Luft“. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftqualität beeinflussen maßgeblich das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Nutztieren. Schon geringe Abweichungen können Stress verursachen. Optimale Klimabedingungen sind aber auch ein entscheidender Faktor für die Effizienz in der Tierhaltung. Doch worauf kommt es dabei an?
Warum das Stallklima in der Nutztierhaltung eine zentrale Rolle spielt
Weltweit lässt sich der Nutztierbestand bei Rindern mit etwa 1,6 Mrd. Tieren und jener bei Schweinen mit etwa 1,4 Mrd. Tieren beziffern. Dabei versorgen die größten Kuhställe in Westeuropa bis zu 2.000 Stück Vieh; bei Schweinen liegt die Zahl bei bis zu 20.000 Tieren. In China hält die größte bekannte Milchviehanlage etwa 100.000 Milchkühe. Gerade in Großbetrieben spielt das Stallklima in eine zentrale Rolle.
Temperatur, Relative Luftfeuchtigkeit, CO2, Ammoniak (und andere „Schadgase“) sowie Luftgeschwindigkeit und Differenzdruck haben einen direkten Einfluss auf:
- die Futteraufnahme und die Gewichtszunahme
- die Milchproduktion und die Fruchtbarkeit
- die Krankheitsanfälligkeit und
- die Stallhygiene und Emissionskontrolle
Die kontinuierliche und präzise Messung dieser Parameter ist daher essenziell. Folgende Tabelle zeigt die Auswirkungen der einzelnen Messgrößen auf das Stallklima und das Tierwohl.
Wichtige Einflussfaktoren auf das Stallklima
| Messgröße | Relevanz im Stallklima |
| Temperatur (T) | Wärmehaushalt, Hitzestress, Lufterwärmung |
| Relative Luftfeuchte (rF) | Litterqualität, THI, Krankheitserreger |
| CO2 | Luftqualität, Tiergesundheit, Frischluftindikator |
| Ammoniak (NH₃) | Schleimhäute, Atemwegserkrankungen, Emissionsbewertung |
| Luftgeschwindigkeit | Hitzestresskontrolle, Komfortlüftung |
| Differenzdruck | Lüftungszonen, Inletsteuerung, Filterüberwachung |
Temperatur-Humidity-Index (THI) als zentraler Indikator bei Hitzestress
Eine wichtige Kennzahl zur Bewertung und Einschätzung des Stallklimas bei Nutztieren ist der THI (Temperature-Humidity Index). Der THI fasst Temperatur und Luftfeuchtigkeit zusammen, um die Hitzebelastung von Tieren im Stall zu beschreiben. Steigt der THI-Wert, bedeutet das, dass die Tiere stärker unter Hitze leiden können – selbst wenn die Temperatur allein noch nicht extrem hoch ist.
Die Formel zur Berechnung des THI lautet wie folgt: THI = T - (1,8 x T + 32) – (0,55 – 0,0055 x RH) x (1,8 x T – 26)
- T = Lufttemperatur in °C
- RH = relative Luftfeuchtigkeit in %
Der resultierende Wert gibt das Maß der Belastung der Tiere durch die Kombination aus Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Der THI hilft einzuschätzen, ab wann das Stallklima für die Tiere belastend oder sogar gesundheitsschädlich wird (Stichwort: Hitzestress). Die Reaktion auf Hitzestress variiert je nach Tierart, genetischer Linie und Umweltanpassung, hat aber in jedem Fall große Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistung der Tiere.
Auswirkungen von Hitzestress auf die gängigsten Nutztierarten
Milchkühe
| THI-WErt | Bewertung | Auswirkung auf Kühe |
| < 68 | Wohlfühlbereich | Keine Hitzebelastung |
| 68 – 72 | Leichter Hitzestress | Erste Leistungseinbußen, Kühe beginnen öfter zu hecheln |
| 73 – 79 | Mäßiger Hitzestress | Futteraufnahme sinkt, Milchleistung nimmt merklich ab |
| 80 – 89 | Starker Hitzestress | Deutlich verringerte Leistung, Fruchtbarkeitsprobleme, Gesundheitsrisiken |
| ≥ 90 | Lebensgefährlicher Hitzestress | Akute Gefahr für Tierwohl und Leben |


Mastschweine
| THI-Wert | Bewertung | Auswirkung auf Schweine |
| < 70 | Wohlfühlbereich | Normales Verhalten, keine Belastung |
| 70 - 74 | Leichter Stress | Tiere liegen vermehrt ausgestreckt, erste Unruhe |
| 75 – 79 | Mäßiger Stress | Futteraufnahme sinkt, Atemfrequenz steigt |
| 80 – 84 | Starker Stress | Hecheln, Kreislaufbelastung, Leistungseinbußen |
| ≥ 85 | Akute Gefahr | Hitzschlag-Risiko, Lebensgefahr |
Mastgeflügel
| THI-Wert | Bewertung | Auswirkung auf Mastgeflügel |
| < 70 | Wohlfühlbereich | Normales Verhalten |
| 70 - 75 | Leichter Stress | Zunahme der Atemfrequenz, Tiere breiten Flügel ab |
| 76 – 80 | Mäßiger Stress | Futteraufnahme sinkt, Wachstum verlangsamt sich |
| 81 – 85 | Starker Stress | Deutlich erhöhte Sterblichkeit möglich |
| ≥ 86 | Akute Gefahr | Hohe Mortalität, Notfallmaßnahmen nötig |
Sämtliche oben genannten Zahlen sind Richtwerte. Stallklima, Besatzdichte, Luftbewegung und Tieralter sind zusätzliche Faktoren, die beeinflussen, ab wann Hitzestress auftritt.

Rechtliche Grundlagen
Darüber hinaus ist die Qualität des Stallklimas, also Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftqualität und Lüftung gesetzlich geregelt. Insbesondere in der EU gelten strenge, rechtsverbindliche Stallklima-Grenzwerte. Aber auch weltweit spielen die entsprechenden Verordnungen und Empfehlungen eine immer größere Rolle. Zwar liegt hier der Fokus noch eher auf der Produktivität als auf dem Tierschutz, eine Trendwende zeichnet sich jedoch ab – wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Rücken in den USA aufgrund des Drucks großer Lebensmittelketten die Tierwohlstandards immer mehr in den Mittelpunkt, spielt in Asien die Seuchenprävention eine deutlich größere Rolle. Auch Importanforderungen, insbesondere aus der EU wirken sich indirekt auf die regionalen Regulierungsmechanismen aus.
Allgemeine Vorgaben (für alle Nutztierarten)
In Österreich erfolgt die Regelung durch das Tierschutzgesetz (TSchG) und die 1. Tierhaltungsverordnung (1. ThVO). Diese Vorgaben sind teils allgemein, teils tierartspezifisch. Hier die zentralen Punkte:
- Luftqualität: Stallluft muss so beschaffen sein, dass die Tiere dauerhaft keine Gesundheitsschäden oder erhebliche Belastungen erleiden (z. B. durch Staub, Ammoniak, CO₂).
- Temperatur: muss im tiergerechten Bereich liegen – d. h. angepasst an Alter, Art, Rasse und physiologischen Zustand (z. B. Ferkel vs. Mastschweine).
- Luftfeuchtigkeit & Zugluft: dürfen keine Belastungen oder Krankheiten fördern.
- Lüftung: bei mechanischer Lüftung (Ventilatoren) ist Notbelüftung vorgeschrieben, falls ein technischer Ausfall eintritt.
- Beleuchtung & Stallklima sind regelmäßig zu kontrollieren.
(Rechtsgrundlage: § 18 TSchG; 1. ThVO – Allgemeine Bestimmungen)
Sensoren im Stall – darauf kommt es an
Um das Klima im Stall tierwohlgerecht, wirtschaftlich und rechtskonform zu steuern, ist eine entsprechend leistungsstarke und verlässliche Sensorik unumgänglich. Sensoren, die in Viehställen zum Einsatz kommen sind teils extremen Umweltbedingungen wie beispielsweise Staub- oder Ammoniakbelastung ausgesetzt. Ihre Genauigkeit entscheidet maßgeblich über die Gesundheit der Tiere und spielt eine wesentliche Rolle bei der Effizienz des Betriebs.
Worauf sollten Sie achten?
- Staub- und Ammoniakresistenz
- Langzeitstabilität
- Robuste Gehäuse
- Einfache Integration in Steuerungssysteme
- Kalibrierbarkeit
- Kompensation für Temperatur und Feuchtigkeit
Die Herausforderung liegt jedoch nicht nur in der Auswahl geeigneter Sensoren, sondern auch deren strategischer Platzierung, Anbindung und Pflege. Langfristig bedeutet eine gute Sensorik nicht nur eine bessere Tiergesundheit, sondern auch eine höhere Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.
Sensoren von E+E Elektronik helfen gezielt das Klima im Stall bestmöglich zu steuern – für die Tiere, die Umwelt und die Effizienz.
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